Drei Camper für deinen nächsten Roadtrip
16.06.2020 | von Constantin Bergander
16.06.2020 | von Constantin Bergander
Bus fahren kann schön sein. Großraum-Vans vom Format eines VW Bus bieten für den privaten Fern(reise)verkehr eine nahezu perfekte Mischung aus „gerade noch alltagstauglich“, aber trotzdem bereit für die ganz große Reise. Nordkap, Algarve oder Kreta? Das sind weite Wege, aber wer sein Ferienhaus dabeihat, kann sich ohne Termindruck grob in die richtige Richtung bewegen. Oder spontan die Pläne ändern. Wir stellen Euch drei praktische Campingbusse vor.
Wie unabhängig ihr bei eurer Reise seid, hängt von der Camper-Ausstattung ab. Theoretisch lässt sich in VW Bus, Mercedes V-Klasse bzw. Vito oder Viano alles unterbringen, was man braucht, um völlig autark abseits von Campingplätzen unterwegs zu sein: Stromversorgung, Küchenblock, Chemietoilette. Schlafgelegenheiten für bis zu vier Erwachsene sind auch möglich. Zu zweit wird es jedoch am Schönsten.
Autos wie der VW Bus (liebevoll „Bulli“ genannt), die V-Klasse von Mercedes (auch: Viano oder Vito), Ford Transit oder Renault Trafic fahren irgendwo zwischen Pkw und Nutzfahrzeug. Wie weit sie in die eine oder andere Richtung tendieren hängt vom konkreten Modell ab. Die Hersteller bieten oft zwei separate Linien an. Die eine für den harten Arbeitseinsatz, die andere für Familien mit großem Platzbedarf. Bei gut fünf Metern Länge und bis zu zwei Metern Höhe (ohne Hochdach) passt einiges rein. Zugleich parken sie aber auf gewöhnlichen Parkplätzen und passen in die meisten Parkhäuser.
Fahrkomfort und Fahrdynamik wie in einem Pkw darf man nicht erwarten. Die Großraumvans lenken eher vage, federn grobschlächtig und bieten schon wegen des großen Resonanzraums nicht den Geräuschkomfort eines Kombis oder einer Limousine. Dafür lassen sie sich ohne Probleme mit mindestens einem Doppelbett versehen. Oder mit Sitzplätzen für bis zu neun Personen. Für Interessenten mit Camping-Ambitionen reichen die Abstufungen von der Matratze im Gepäckraum über den Umbau mit Hoch- oder Hubdach für die volle Stehhöhe bis zum komplett autarken Wohnmobil.
Wen die simple Matratzenlösung nicht zufriedenstellt, der muss beim Kauf eines gebrauchten Campers auf viele Besonderheiten achten. Schon kleinere Einbauten können, wenn sie schlecht ausgeführt sind, großen Ärger machen. Bei umfangreichen Umbauten, die aus dem Bus oder Van auch im rechtlichen Sinn ein Wohnmobil machen, ist eine neue Betriebserlaubnis erforderlich. Das Auto muss also als Wohnmobil zugelassen sein. Das ist in der Regel dann erforderlich, wenn es eine Sitzgelegenheit mit Tisch gibt, Schlafplätze (auch umbaubare), Küche, Schrank oder Stauraum und all das fest eigenbaut ist. Für Zusatzheizungen und Gasanlagen sind weitere Abnahmen nötig.
Camper, die ab Werk als solche ausgeliefert wurden, wie beispielsweise der VW California, der Mercedes Marco Polo oder der Ford Tranist Nugget, sind in der Hinsicht unproblematisch. Umbauten, die von professionellen Spezialbetrieben durchgeführt wurden, ebenfalls. Bei privaten Heimwerker-Umbauten kann es schwieriger werden. Hier sollte man einen besonders genauen Blick auf die Papiere und gegebenenfalls die Gutachten werfen.
Außerdem muss man bei der Besichtigung nicht nur Motor, Karosserie, Fahrwerk und Lenkung gründlich checken, sondern auch das, was eben dazu gehört: Heiztechnik, Kühlschrank, Wasseranschluss. Der Camper-Kauf ist nicht trivial, guter Rat vom Profi ratsam. Außerdem wichtig, wenn man in Umweltzonen einfahren will: die grüne Plakette. Nicht alle älteren Diesel-Modelle bekommen sie. Je nach Wohnort oder Urlaubsziel sind moderne Abgasnormen vorzuziehen.
Wer vom Camper spricht, hat meistens den „Bulli“ im Sinn. Seit den 60er-Jahren weckt der VW Bus als Surfervan Fernweh, seit einigen Jahren auch Spekulanten-Träume. Ein gut erhaltener T1 kostet leicht sechsstellige Summen. Günstiger und alltagstauglicher sind jüngere Bulli. Seit der Generation T4 von 1990 rollen sie auf einer komplett neu konstruierten Basis. Die Motoren wandern vom Heck in die Front, genau wie die angetriebene Achse. Damit wird der VW Bus schneller, bequemer und geräumiger. Noch weiter Richtung Pkw rückt der Nachfolger T5 ab 2003. Seit einem großen Facelift 2015 nennt VW ihn T6, die technische Basis bleibt.
Von allen Generationen ist das Angebot beim T5 am Größten, gefolgt vom T4. Es reicht vom spartanischen Kastenwagen bis zum luxuriösen Business-Mobil. Und vom Eigenumbau in Minimal-Konfiguration (Matratze im Auto) bis zum Expeditions-Mobil mit Allrad und Schnorchel. Dazwischen liegen Camper-Umbauten von professionellen Anbietern. Besonders beliebt: der VW California. Das Angebot ist so groß wie bei keinem anderen Werksumbau, die Preise saftig.
Unter 25.000 Euro gibt es kaum Angebote. Die wenigsten bieten die Vollausstattung mit Küche, Spüle, Kühlschrank, Gaskocher, Möbeln und Schlafgelegenheit im Hubdach. Viele Inserate sind nur „California ähnlich“ oder „wie California“. Das muss kein Nachteil sein. Es gibt Umbauten von professionellen Anbietern, die einem echten California kaum nachstehen. Viel günstiger sind die jedoch oft nicht. Leider kostet der T4 im Vergleich zum T5 mit hohen Laufleistungen oft nicht viel weniger.
Was bei VW der California, ist bei Mercedes der Marco Polo. Der Camper-Ausbau wird bei Mercedes seit der von 1996 bis 2003 angebotenen Generation von Westfalia durchgeführt. Zunächst auf Basis des Vito Marco Polo, also der Transporter-Version. Nach dem Generationswechsel wurde der Marco Polo ein Viano, also offiziell ein Van. Um die Verwirrung perfekt zu machen: Die aktuelle Generation (ab 2014) heißt als Pkw V-Klasse, als Nutzfahrzeug Vito. Den Marco Polo gibt es sowohl auf Basis der V-Klasse als auch auf Basis des Vito.
Eigenausbauten zum Camper sind vergleichsweise selten. Das Angebot von professionellen Umrüstern ist ebenfalls nicht so groß wie bei T4 oder T5. Aber das ist es nirgends. Als Basis eignet sich der Mercedes prinzipiell nicht schlechter. Campingboxen, also Möbelmodule, die sich herausnehmen lassen, wenn das Fahrzeug im Alltag bewegt werden soll, gibt es ebenfalls. So dass sich ein Mercedes-Camper sogar mit vergleichsweise günstigem Budget umsetzen lässt.
Mit dem Marco Polo gelingt das nicht so leicht. Das Angebot an gebrauchten Exemplaren ist deutlich dünner als beim California. Angebote für weniger als 25.000 Euro sind selten, sie gehören überwiegend der von 1996 bis 2003 gebauten Generation an. Der Nachfolger kostet meist mehr, fährt dafür aber auch oft mit einem kräftigen Diesel. Die Ausstattung entspricht der im California. Das Komplettpaket umfasst Einbauschränke, Küchenzeile mit Spüle und Gaskocher, Kühlschrank, Tisch und Bett. Dazu natürlich das Hubdach mit hochklappbarem Bett.
Bei fast allen Campern, egal ob California, Marco Polo oder mit Profi-Ausbau, ist das Layout im Prinzip identisch: Die Küchenzeile sitzt mittschiffs auf der Beifahrerseite. Daran lässt sich ein Tisch anbringen. Geschlafen wird im Heck und per Zugang über das Führerhaus unter dem Hub- oder Hochdach. Ford macht es beim Nugget anders. Der ebenfalls von Westfalia ausgebaute Camper auf Transit-Basis trägt die Küche im Heck. Das Bett in Etage eins entsteht davor, das Dachbett erreicht man von hinten. Dadurch lässt sich bequem im Stehen kochen. Das Hubdach wird vorne angeschlagen und erreicht die größte lichte Höhe im Heck.
Dabei ist der Nugget generell häufig mit festem Hochdach zu finden. Ford bietet bereits seit zwei Generationen beide Versionen an. VW hat das feste Dach beim California hingegen mit dem T5 aufgegeben, Mercedes bot nie einen Marco Polo mit Hochdach an. Das feste Dach hat Vor- und Nachteile. Das Ausklappen entfällt, Komfort und Geräuschniveau sind besser. Doch in vielen Parkgaragen ist bei 2,0 Metern Höhe Schluss. Da passt kein Großraum-Van mit Hochdach rein, die Versionen mit Hubdach schaffen das. Außerdem wird die Überfahrt auf manchen Fähren teurer. Der Luftwiderstand steigt, der Verbrauch ebenfalls.
Aber es muss ja kein Nugget sein. Als Basis für den Camper-Ausbau sind die von 2006 bis 2013 und von 2000 bis 2006 gebauten Generationen beliebt. Entsprechend leicht wird man auf der Suche nach Inspiration oder Rat für den Eigenausbau fündig. Die gute Raumausnutzung ist ein weiteres Plus, das der aktuelle Transit bzw. Tourneo Custom (Van-Version) nicht mehr in dem Maße bietet. Außerdem kostet ein Ford Transit meist weniger als ein gleichaltriger VW T5 oder Mercedes Vito/Viano.
Hier findest du die wichtigsten Tipps zum Kauf eines gebrauchten Wohnwagens oder auch alles über das notwendige Zubehör eines Wohnwagens.
Camping-Vans und -Busse sind nicht gerade günstig, aber eine gute Investition. Sie ermöglichen Freiheiten im (Kurz-) Urlaub, die kein Ferienhäuschen zu leisten vermag. Für jeden Anspruch findet sich das richtige Modell. Wer das Auto im Alltag fahren und benutzen möchte, kann es in vielen Fällen zum Pkw mit vielen Sitzgelegenheiten umbauen. Zudem sind die Preise stabil – wer den Camper nur ein Jahr ausprobieren möchte, kann ihn danach oft zu einem ähnlichen Preis weiterverkaufen. Tipp: Bei Kleinanzeigen inserieren einige Anbieter ihre Busse zur Miete.