Zwischen Anspruch und Realität: So nachhaltig ist Deutschland
14.10.2024 | von Kleinanzeigen
14.10.2024 | von Kleinanzeigen
Dreilinden/Berlin, 14. Oktober 2024 – Deutschland hat hohe Ansprüche an Nachhaltigkeit, aber genügt diesen oft selbst nicht. Eine aktuelle Studie* von YouGov im Auftrag von Kleinanzeigen beleuchtet die sogenannte ‘Attitude Behavior Gap’ und zeigt, warum viele trotz guter Vorsätze nicht nachhaltig handeln – und was sie daran hindert.
Starkregen, extreme Hitze oder Stürme – für rund zwei Drittel (60 %) in Deutschland ist klar: Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Die Studie zeigt allerdings auch, dass jeder Dritte (34 %) trotz positiver Umwelteinstellung nicht entsprechend handelt. Diese Kluft zwischen dem Umweltbewusstsein und dem tatsächlichen Verhalten wird Attitude Behavior Gap (ABG) genannt. Dafür wurde eine Reihe von Fragen gestellt, die zum einen erfassen, wie wichtig die Umwelt den Befragten ist, und zum anderen, welche umweltbewussten Verhaltensweisen sie tatsächlich umsetzen. Daraus konnten für jede Person die Werte für Umwelteinstellung und Umweltverhalten sichtbar gemacht und miteinander verglichen werden, um die Lücke zwischen Einstellung und Handeln, also die Attitude-Behaviour-Gap, zu ermitteln.
Berlin und Hamburg sind Nachhaltigkeits-Sieger
Ein Blick auf ausgewählte Bundesländer zeigt regionale Unterschiede: Menschen in Berlin und Hamburg haben mit jeweils 28 % eine geringere Lücke zwischen Einstellung und Handeln – sie verhalten sich also entsprechend nachhaltiger und spüren den gesellschaftlichen Druck, sich umweltbewusst zu verhalten, besonders stark (Berlin: 40 %, Hamburg: 39 %). Auch die Angst vor der Zukunft ist dort sehr viel größer (jeweils 50 %) als im Rest von Deutschland. Bayern hingegen liegt hinsichtlich der ABG mit 39 % über dem Durchschnitt – Anspruch und Realität klaffen hier besonders groß auseinander.
Hürden für nachhaltiges Handeln
Doch was bereitet Probleme, den nachhaltigen Absichten Taten folgen zu lassen? Rund die Hälfte (45 %) findet es schwierig, zu beurteilen, ob die Nachhaltigkeitsinformationen vertrauenswürdig sind. Im Vergleich zu den anderen Generationen tun sich die Babyboomer besonders schwer damit (53 %). Zudem haben vier von zehn (42 %) Schwierigkeiten, Informationen darüber zu finden, ob ein Produkt nachhaltig hergestellt wird. Circa ein Drittel (30 %) hat Probleme, diese Informationen zu verstehen.
Medien beeinflussen nachhaltiges Verhalten
Über Nachhaltigkeit zu schreiben und zu reden bestärkt nachhaltiges Handeln: Seitdem das Thema mehr mediale Aufmerksamkeit bekommt, haben 33 % der Menschen hierzulande ihr Verhalten zugunsten der Umwelt geändert. Besonders lassen sich Millennials (40 %) und die Gen Z (46 %) dadurch beeinflussen. Jedoch kann die Medienpräsenz auch gegenteilig wirken: 21 % geben an, aufgrund der Berichterstattung weniger auf die Umwelt zu achten. Besonders auffällig ist die ablehnende Haltung der Millennials (34 %) und der Gen Z (25 %).
Die anderen sollen handeln
In der Verantwortung, mehr für die Nachhaltigkeit zu tun, sieht Deutschland vor allem die Wirtschaft (61 %), die Politik (57 %) und ihre Mitmenschen (52 %). Letztere können sogar einen großen motivierenden Effekt haben: 43 % der Befragten geben an, es motiviere sie, nachhaltiger zu handeln, wenn Menschen in ihrem direkten Umfeld dies auch tun.
Tempolimit nein, Radwege und Züge ja
Das Tempolimit zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes in Deutschland ruft zwiespältige Meinungen hervor: Eine knappe Mehrheit ist dafür (55 %). Diese Idee erhält vor allem von den Boomern Zuspruch (62 %). Erstaunlicherweise sind nur 42 % der Gen Z dafür – 13 Prozentpunkte unter dem Gesamtdurchschnitt. Positiver stehen die Befragten dem Ausbau des Schienennetzes (69 %) und der Radwege (64 %) gegenüber. Günstigere ÖPNV-Tarife (33 %) oder bessere Anbindung an Bus, Tram und Co. (32 %), würde rund ein Drittel motivieren, das Auto (öfter) stehen zu lassen.
Klimaproteste, nein danke!
Aktivismus kommt nicht gut an: Die Hälfte (49 %) lehnt Demonstrationen wie ‘Fridays for Future’ ab. Nur bei der Gen Z überwiegt die Zustimmung (43 %) die Ablehnung (30 %). Aktionen wie die der ‘Letzten Generation’ lehnen Babyboomer mit 81 % vehement ab. Die größte Zustimmung kommt von den Millennials (33 %), allerdings sind auch sie mehrheitlich (46 %) dagegen. Für den Aktionsmonat Veganuary können sich die Babyboomer am wenigsten begeistern (17 %). Jüngere Menschen zeigen sich dafür deutlich aufgeschlossener: 46 % der Millennials und 44 % der Gen Z unterstützen diese Initiative.
Die Älteren konsumieren nachhaltiger
Was die Nutzung von Produkten angeht, verhalten sich Babyboomer besonders nachhaltig: 92 % der Befragten versuchen, sie so lange wie möglich zu verwenden. Bei Millennials und der Gen Z sind es nur 67 %. Jedem dritten Millennial ist es außerdem wichtig, immer die neuesten Trends und Produkte zu besitzen. Für acht von zehn Babyboomern spielt das keine Rolle.
1 Babyboomer-Generation (1946 – 1964)
2 Generation Y / Millennials (1980 – 1994)
3 Generation Z (1995 – 2010)
Methodik:
* Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 3.523 Personen zwischen 30. Juli und 7. August 2024 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren in Bezug auf Geschlecht und Alter. Die „Attitude Behavior Gap“ wurde durch YouGov berechnet. Für die Auswertung wurden aus einem Fragen-Set die Variablen „Umwelteinstellung“ und „Umweltverhalten“ gebildet. Daraus konnte für jede und jeden Befragten ein individueller Einstellungs- und Verhaltenswert ermittelt und anschließend verglichen werden.
Die Fragen wurden in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut und der Funke Mediengruppe entwickelt.
Fiona Kleinert - Consumer & Sustainability Communications Manager