Rund hundert Millionen Euro Schaden im Jahr: Jeder dritte Internetnutzer hat bereits bei Fakeshops bestellt

21.11.2024 | von Kleinanzeigen

Pressemitteilungen

Berlin/Bonn/Hamburg/Stuttgart, 20. November 2024 – Sie sehen täuschend echt aus, sind in Wahrheit aber das Werk Krimineller: Sogenannte Fakeshops. Fast ein Drittel der Internetnutzer hat schon einmal bei solch einem falschen Shop bestellt – mit teils immensem Schaden, wie eine repräsentative Umfrage der Initiative Sicher Handeln (ISH) ergeben hat.

Schuhe zum Schnäppchenpreis, Tickets fürs Konzert, das seit Wochen ausverkauft ist oder Smartphones, so günstig wie sonst nirgends: Wer im Internet auf solche Angebote stößt, hat entweder Glück – oder droht, einem Betrug aufzusitzen. Fakeshops breiten sich im Netz aus. Opfer kaufen ein, bezahlen, erhalten aber keine Ware. Mehr als jeder dritte Nutzer (38 %) ist darauf schon hereingefallen, wie eine repräsentative Umfrage der Initiative Sicher Handeln (ISH) zeigt. Der wirtschaftliche Schaden bezifferte sich allein im vergangenen Jahr auf mehr als 94 Millionen Euro (1).

Dabei gibt das Gros der Nutzer an, über Fakeshops Bescheid zu wissen. Sieben von zehn (71 %) glauben zu wissen, was ein Fakeshop ist. Etwa jeder Dritte (31 %) fühlt sich zudem ausreichend über das Phänomen informiert. Auswirkungen auf das persönliche Einkaufsverhalten hat dieses Wissen nur bedingt: Lediglich 30 Prozent der Befragten geben an, nur noch bei bekannten Shops einzukaufen, um nicht auf Fakeshops hereinzufallen. Nur jeder Vierte (25 %) befasst sich zudem vor dem Kauf mit dem jeweiligen Onlineshop. Zugleich gibt fast jeder Fünfte (17 %) an, sein Verhalten gar nicht verändert zu haben oder machte keine Angaben dazu.

Betrug an einem anderen Ort

„Es ist ein Phänomen, das wir häufiger beobachten: Die Menschen wissen um die Gefahren Bescheid, aber sie passen ihr Verhalten zu selten daran an“, sagt Harald Schmidt von der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention. Schmidt ist erfahrener Kriminalbeamter und Sprecher der Initiative. „Wir müssen diese Form der Internetkriminalität von anderen wie etwa Phishing oder Identitätsdiebstahl abgrenzen, weil hier der Betrug nicht auf einem bekannten Online-Marktplatz oder Portal stattfindet, sondern dafür extra ein neuer Ort – also eine neue Website unter einer neuer Domain – geschaffen wurde.“

Genau das ist das Tückische an Fakeshops: Sie sehen täuschend echt aus. Aber sie sind es nicht. Das ist meistens nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Dennoch gibt es einige Merkmale, anhand derer sich fingierte Online-Shops enttarnen lassen:

  • Sind die Angebote zu gut, um wahr zu sein, sind sie meistens auch nicht wahr.
  • Fehlen das Impressum, die Widerrufsbelehrung oder AGB oder sind diese unvollständig, geht etwas nicht mit rechten Dingen zu.
  • Wird erst am Ende des Bestellprozesses klar, dass per Vorkasse bezahlt werden muss, sollten Interessenten insbesondere bei unbekannten Onlineshops vorsichtig werden.

Die wenigsten wissen um die Merkmale von Fakeshops

Doch diese Aspekte werden zu selten berücksichtigt. „Obwohl die Befragten angeben, gut über Fakeshops informiert zu sein, erkennen die wenigsten die Merkmale, die fingierte Webseiten auffliegen lassen“, sagt Schmidt. Bei fehlenden oder unvollständigen rechtlichen Hinweisen wie AGB, Impressum oder Widerrufsbelehrung (57 %) sowie auffällig niedrigen Preisen (55 %) wird immerhin jeweils noch mehr als die Hälfte der Befragten hellhörig. Bei Vorkasse als einziger Zahlungsmethode (49 %), keinen oder ausschließlich negativen Bewertungen (45 %), kryptischen Domains (44 %) oder unklickbaren oder unecht wirkenden Gütesiegeln (36 %) werden bereits weniger misstrauisch. Optimale Bedingungen für Kriminelle, mit Fakeshops Geld zu erbeuten.

Die Kriminellen operieren oft aus dem Ausland – meist mit gefälschten oder gestohlenen Daten. Egal ob Kleidung, Technik oder Haushaltsgeräte: Täglich landen neue Fakeshops im Netz. Für deren Verbreitung müssen sich die Betreiber zudem nicht mal groß bemühen. Sie nutzen die Reichweite beliebter Websites und locken mithilfe von Werbeanzeigen potenzielle Opfer an. Diese Inserate werden lediglich automatisiert überprüft und gelangen oft direkt in die Ausspielung.

Fakeseiten enttarnen mit dem Fakeshop-Finder

Deshalb kommt es auch auf die Nutzer selbst an: Sie müssen sich informieren und vorhandene Schutzangebote nutzen. Die Verbraucherzentrale stellt mit ihrem Fakeshop-Finder (www.fakeshopfinder.de) ein solches zur Verfügung. Wer unsicher ist, ob ein Shop echt ist oder falsch, kann ihn damit überprüfen lassen. Die Software prüft, ob eine angegebene Website bereits als fingiert erfasst wurde. Ist eine Domain noch nicht bekannt, wird sie auf übliche Merkmale von Fakeshops untersucht. Doch unfehlbar ist auch der Fakeshop-Finder nicht, schließlich werden auch die Fakeshops immer besser. Schmidt rät daher: „Unabhängig vom Ergebnis sind Käufer mit sicheren Bezahlmethoden, die einen Käuferschutz beinhalten, auf der sicheren Seite.“

Tipps für sicheres Onlineshopping

  • SHS-Regel (Stoppen, Hinterfragen, Schützen) berücksichtigen: Die Angebote scheinen zu gut, um wahr zu sein? Interessenten sollten von einem Kauf besser Abstand nehmen, wenn ihnen etwas unplausibel erscheint.
  • Sichere Zahlungsweisen nutzen: Käufer sollten nach Möglichkeit Kauf auf Rechnung wählen. Diverse Online-Bezahldienste bieten zudem einen Käuferschutz. Keinesfalls sollten Käufer an Unbekannte per Vorkasse zahlen – und sich dazu auch nicht von Skonto-Versprechen verleiten lassen.
  • Wer Opfer eines Betrugs geworden ist oder es vermutet, sollte sich unbedingt an die Polizei wenden und Anzeige erstatten.

Befragungsdesign

Für die Befragung wurden von YouGov vom 21. bis 23. Oktober insgesamt 2.059 Personen befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.

Externe Quellen (1) Reporting Finanzguru 2024: https://www.t-online.de/digital/aktuelles/id_100444788/betrug-im-internet-hunderttausende-deutsche-fallen-auf-fake-shops-rein.html

Über die Initiative Sicher Handeln

Sicher Handeln ist eine gemeinsame Initiative der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK), Deutschland sicher im Netz e. V. (DsiN), RISK IDENT und Kleinanzeigen, die 2023 ins Leben gerufen wurde. Mit dem Ziel, der wachsenden digitalen Kriminalität entgegenzuwirken, setzt sich die Initiative für mehr Aufklärung beim Thema Online-Betrug ein. Ziel ist die Vermittlung digitaler Basiskompetenzen – unter anderem mit der „SHS-Regel“ (Stoppen, Hinterfragen, Schützen). Weitere Informationen unter www.stark-gegen-betrug.de..

Ansprechpartner für Medien

Pierre Du Bois - Pressesprecher

medien@kleinanzeigen.de
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