Das musst du beim Kauf von gebrauchten Motorrollern beachten
27.08.2023 | von Florian Roser
27.08.2023 | von Florian Roser
Dieser Artikel wurde im August 2023 gründlich aktualisiert und verbessert. Im Zuge dessen wurden auch alle Daten und Statistiken auf den neuesten Stand gebracht.
Ein eigener Motorroller – ob gebraucht oder neu – ist einfach superpraktisch: Mit einem Roller bist du mobil und kommst in Windeseile von A nach B (nicht mal ausgebremst von einem Stau). Zudem kannst du meist noch einen Mitfahrer und eine gewisse Anzahl an Gegenständen transportieren. Natürlich weniger als in einem Auto, aber immerhin.
Aber warte, bevor du dich jetzt sofort daran machst, die Angebote bei Kleinanzeigen zu vergleichen: In unserem Beitrag verraten wir dir, worauf du achten solltest, wenn du einen gebrauchten Roller kaufst.
Zunächst zu den Grundlagen: Überlege dir, wie schnell du dich fortbewegen möchtest (und darfst). Je nachdem kannst du entscheiden, wie groß der Hubraum sein sollte. Ausschlaggebend ist hier (unter anderem), wann und für welche Führerscheinklasse deine Fahrerlaubnis ausgestellt wurde.
Denn du kannst nicht mit jeder Klasse jeden Roller fahren. Bei einem nach 1989 ausgestellten Führerschein der Klasse B darf der Roller maximal 50 cm³ Hubraum haben bzw. höchstens 45 km/h schnell fahren.
Finde auch heraus, was dir optisch gefällt. Soll es lieber ein richtig sportliches Modell sein, vielleicht von BMW, Aprilia oder Kymco? Oder geht es dir mehr um Emotion? Wenn du z. B. davon träumst, an einem sonnigen Vormittag in Rom das Kolosseum zu umrunden, ist eine Vespa eine gute Wahl.
Doch ob sportlich oder Klassiker – beide Varianten haben ihre Vorzüge. Man muss nur wissen, was einem persönlich eher liegt. Bist du dir über die Geschwindigkeit und das Erscheinungsbild bewusst? Dann meistern wir die nächste Hürde des Rollerkaufs: die Frage nach dem Preis.
Weniger als das gleiche Modell in neu, so viel steht fest. Oft kannst du gebrauchte Roller schon für einige wenige Hundert Euro bekommen (nach oben sind allerdings kaum Grenzen gesetzt). Den genauen Preis bestimmen Neupreis, Nachfrage und Zustand (besonders letzterer beantwortet auch gleich die Frage, ob sich die Anschaffung lohnt). Auch die gefahrenen Kilometer und etwaige Schäden spielen eine Rolle.
Nomen est omen – zumindest in gewissem Maße. Bei Traditionshäusern wie beispielsweise Vespa, Yamaha oder Piaggio darfst du in der Regel davon ausgehen, dass du einen qualitativ hochwertigen Roller bekommst. Aber auch unter den weniger bekannten Marken kannst du deinen Traumroller finden.
Ein italienischer Fahrzeughersteller mit Sitz in Pontedera. Piaggio produziert verschiedene Mofas und Motorroller – unter anderem die Vespa, das Lastendreirad Ape sowie den Kleintransporter Porter.
Ja, der deutsche Hersteller baut auch Roller. In Berlin-Spandau sorgen 1900 Mitarbeiter dafür, dass die schicken Zweiräder über die Straßen rollen.
Französischer Hersteller mit Sitz in Vélizy-Villacoublay. Die 50 cm³ Produktpalette umfasst sportliche, klassische oder auch modern gestaltete Motorroller.
Simson-Roller stammen aus dem VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl und seiner Nachfolgeunternehmen im wiedervereinigten Deutschland. Vorläufermodell war die Simson Schwalbe. Die Produktion des SR 50 (SR steht für „Stadtroller“) wurde nach der Wende bis zur Insolvenz von Simson im Jahr 2002 fortgesetzt.
Italienischer Motorrad- und Motorroller-Hersteller mit Sitz in Noale. Bis 2004 war das Unternehmen im Besitz und unter Leitung von Ivano Beggio; anschließend wurde es von Piaggio übernommen.
Taiwanischer Hersteller von Motorrollern sowie Motorrädern und Leichtkrafträdern. Die Abkürzung steht für Kwang Yang Motor Corporation. Das Unternehmen wurde 1963 gegründet, heute beschäftigt es über 4.000 Mitarbeiter.
Unter diesem Markennamen produziert der 1971 gegründete Mutterkonzern Qianjiang Group Co., Ltd. in Wenling, Provinz Zhejiang der Volksrepublik China, seit dem Jahr 1999 Motorroller, Motorräder und Quads mit Hubräumen von 50 und 250 cm³. Qianjiang Group Co., Ltd. hat 13.500 Mitarbeiter und eine Jahresproduktion von mehr als 1,2 Millionen Einheiten.
Ein japanisches Unternehmen mit Hauptsitz in Iwata, Japan. Im Geschäftsbereich Mobilität stellt die Yamaha Hatsudōki K.K. Motorräder, Quads und Motoren her.
Ebenfalls ein japanischer Konzern, der Automobile, Motorräder, Außenbordmotoren, Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und Motorgeräte für den Weltmarkt entwickelt und produziert.
Ein chinesischer Hersteller aus Taizhou, Zhejiang. Im Jahr 1996 stellte ZNEN seine ersten Benzinmopeds her und entwickelt heute Benzinmopeds, Elektromopeds und Motorräder.
Vor allem asiatische Hersteller liefern bereits seit Jahrzehnten erstklassige Qualität, wenn es um zweirädrige Untersätze geht. Vielleicht liegt es daran, dass viele asiatische Groß- und Kleinstädte sowie ländliche Gegenden von diesen Fahrzeugen dominiert werden. Denke nur einmal an die Inseln Thailands oder die chinesischen Metropolen, wo ein Roller nach dem anderen an dir vorbeizieht. Roller sind oftmals nicht nur in der Anschaffung im Vergleich zum Auto günstiger, sie sind es meist auch in Bezug auf laufende Kosten.
Beim Antrieb hast du ebenfalls die Wahl. Soll es ein Benziner sein? Oder vielleicht doch lieber ein Elektroroller? Benzinroller verbrauchen in der Regel 2–4 Liter auf 100 km. Mit einer Tankfüllung solltest du also je nach Modell ca. 200–300 km weit kommen. Die Reichweite eines Elektrorollers ist geringer. Sie hängt maßgeblich von der Kapazität des Akkus und von der Motorleistung ab, meist sind es 50 bis ca. 100 km.
Ein Elektroroller ist eine gute Wahl, wenn du ein Fahrzeug suchst, das nicht nur sauber und leise ist, sondern auch günstig im Unterhalt. Elektroroller enthalten weniger bewegliche Teile als Benzinroller und damit weniger Verschleißteile. Auch sind die Kosten für Strom meist geringer als die Kosten für Benzin.
Sie eignen sich wunderbar für die Fortbewegung in der Stadt sowie für Strecken unter 100 km im ländlichen Raum. Ein weiteres Plus: Manche Elektroroller dürfen schon mit 16 Jahren gefahren werden (mit einem Mopedführerschein und bis 25 km/h).
Für die Stadt bietet sich ein einfacher 50er-Roller an. Schneller darf man da nämlich überwiegend ohnehin nicht fahren. Außerdem kann man so ein Modell auch mit dem gewöhnlichen Auto-Führerschein (Klasse B) steuern und braucht nicht den Motorrad-Führerschein.
Wichtig ist zu wissen, was du von deinem Roller erwartest und wie lange er dir zukünftig treue Fahrdienste leisten soll. Wenn du hier an mehrere Jahre gedacht hattest, sollte das Modell gepflegt sein und nicht unbedingt allzu viele Kilometer auf dem Buckel, Pardon, unter dem Sattel haben. Wie viele es sein dürfen? Das erfährst du im weiteren Verlauf dieses Artikels.
Wir haben eine Checkliste mit wichtigen Punkten für dich zusammengestellt – bevor du sie durchgehst, eine Faustregel vorab: Wenn du den Roller besichtigst, nimm dir am besten jemanden mit.
Zu zweit könnt ihr besser einschätzen, in welchem Zustand sich das gute Stück befindet. Deiner Begleitung fallen vielleicht Macken, Kratzer oder Dellen auf, die du vor lauter Begeisterung nicht gesehen hast.
Auch hören vier Ohren mehr als zwei. Rede ausführlich mit dem Vorbesitzer und erkundige dich über die Geschichte des Rollers. Wichtige Informationen können in Nebensätzen enthalten sein, die dir möglicherweise gar nicht aufgefallen, einem zweiten Zuhörer aber schon. Hier nun unsere Roller-Kauf-Checkliste:
Zunächst solltest du den Roller ausgiebig in Augenschein nehmen und Fragen stellen:
Während manche Details nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, kannst du z. B. die Reifen ganz leicht überprüfen. Ausreichend Profil (mindestens 1 mm) ist wichtig. Poröse Reifen müssen ausgewechselt werden. Wenn nicht vom Vorbesitzer, dann von dir. Auch die Bremsen kannst du testen. Die Bremse sollte sich nicht ganz durchziehen bzw. durchtreten lassen, sondern schon deutlich vor Anschlag greifen. Achte auch darauf, ob dort, wo der Roller aktuell steht, Flecken auf dem Boden sind – das ist ein verräterischer Hinweis auf undichte, tropfende Stellen.
An vielen Rollern wurde schon „gebastelt“ – was weder Optik noch Sicherheit zuträglich ist. Es empfiehlt sich, mit dem Vorbesitzer darüber zu sprechen, ob alles im Originalzustand ist. Wenn das der Fall ist, umso besser. Etwas Recherche im Internet schadet im Vorfeld sicher nicht. Kennst du Modellbezeichnungen, eventuelle Schwachstellen und das Original-Aussehen, fällt dir ein klares Urteil bei der Besichtigung dann leichter.
Wenn du mehr über den Zustand des Rollers erfahren möchtest, erkundige dich auch nach der Anzahl der Vorbesitzer. Dies kann dir viel über den Roller verraten. Hat der Roller schon oft, bzw. nach kurzer Zeit, den Besitzer gewechselt? Dann kann die Frage nach dem „Warum“ sehr interessant sein. Erhältst du ihn aus erster Hand? Dann versuche, im Gespräch herauszufinden, wie und für welche Zwecke er gefahren worden ist.
Hatte der Roller bereits einen Unfall, dann kann der Vorbesitzer nicht mehr so viel Geld dafür verlangen. Bei Unfallfahrzeugen solltest du generell besondere Vorsicht walten lassen. Es könnten sich beispielsweise Haarrisse in einigen Fahrzeugteilen entwickelt haben. Daher sollte der Roller entsprechend gut von einem Fachmann repariert (und geprüft worden) sein. Wenn du jedoch trotz des Makels bereit bist, einen Unfallroller zu kaufen, kannst du unter Umständen Geld sparen.
Wer sich selbst nicht auskennt, kann den Roller übrigens auch in einer Fachwerkstatt von Profis checken lassen. Das kostet zwar ein bisschen (meist ca. 50 Euro), schafft aber Sicherheit und hilft ggf. auch bei der Preisverhandlung.
Vor dem Zuschlag solltest du eine Testfahrt machen. Setze dich aber nur auf den Roller, wenn du die erforderliche Fahrerlaubnis hast, der Situation vertraust und Schutzkleidung trägst. Du bringst sonst andere Verkehrsteilnehmer und dich selbst in Gefahr. Zudem ist Fahren ohne Führerschein ist ein ernst zu nehmendes Delikt.
Für eine Probefahrt ist auch wichtig zu wissen, ob der Roller versichert ist. Wenn das nicht der Fall ist, darfst du nicht auf öffentlichen Straßen fahren. Aber auch auf einem Hof oder privaten Feldweg solltest du unbedingt vorab prüfen, wie lange das Modell nicht gefahren wurde und ob es verkehrssicher ist.
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn es gibt keine wirkliche Kilometeranzahl, die ein Roller nicht überschreiten darf. Viel hängt vom Zustand des Rollers und der Vorgeschichte ab (und auch davon, wie du ihn später selbst behandelst). Nach etwa 30.000 oder 35.0000 km beispielsweise kann ein neuer Zylinder nötig sein. Ansonsten ist ein guter Roller (bei pfleglicher Behandlung) nahezu unverwüstlich. So mancher Klassiker hat schon seine (betagten) Besitzer überlebt.
Die Fahrzeugpapiere dürfen nicht fehlen. Auch solltest du kontrollieren, ob die richtige (und eingetragene) Reifengröße angebracht ist. Überprüfe die Fahrzeugpapiere auch auf Änderungen. Verfügt der Roller über Zubehör, das dort vermerkt sein sollte? Dann solltest du darauf bestehen, dass es vor dem Kauf in den Fahrzeugpapieren eingetragen wird.
Ein motorisiertes Fahrzeug mit einer geringen Leistung (und Roller und Mopeds gehören in der Regel dazu) muss nicht über die Zulassungsstelle angemeldet werden. Es fällt auch nicht unter die Kfz-Steuer. Ohne gültige Versicherung darfst du jedoch nicht mit deinem zukünftigen Zweirad auf die Straße. Für ungefähr 50 Euro wirst du bei einer Versicherung nicht nur Schutz bekommen, sondern auch gleich das Nummernschild – natürlich vorausgesetzt, der Roller besitzt eine Betriebserlaubnis.
Vertrauen ist gut, Vertrag ist besser. Die wichtigsten Punkte solltest du vor dem Kauf vertraglich festhalten. Das bietet sich übrigens auch vor einer Probefahrt an: Eventuell bestehende Mängel sollten enthalten sein und es sollte dort auch festgelegt werden, was im Falle eines Schadens passiert. Im Internet kannst du viele Musterverträge finden, nach denen du dich richten kannst.
So viel ist klar: Gebraucht ist günstiger – und das gesparte Geld kannst du sicher gut für Benzin brauchen oder auch für die Versicherung. Bei Kleinanzeigen findest du ein riesiges Angebot an gebrauchten Roller-Modellen, in verschiedensten Ausführungen und Preisklassen. Und wenn du dann noch unsere Checkliste und Tipps zum Roller-Kaufen berücksichtigst, steht deinem Traum vom eigenen Roller nichts mehr im Weg.
Wenn du dich auch für andere Transportmittel mit zwei Rädern interessierst, dann finde hier unsere Tipps zum Moped-Kauf oder ganz grün unseren Ratgeber für den Fahrradkauf.
Das geht dir alles nicht schnell genug? Dann entdecke diese unterschätzten Motorrad-Klassiker.